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Über-Daddys

Dass sich nicht wenige junge Schwule nach älteren Männern sehnen und diese attraktiv und begehrenswert finden ist nichts Neues, trotzdem aber begegnet manch einer dieser Tatsache mit Unverständnis und Naserümpfen. Vielleicht ist einfach die Vorstellung von faltigen und wenig ansehnlichen Lustgreisen, die sich in dunklen Kellern herumdrücken, um verstohlen das frische Fleisch zu befingern, welches ahnungslos an ihnen vorbeikommt, zu mächtig, als dass man zu erkennen bereit ist, wie aufregend und erfüllend Sex mit einem sogenannten Daddy sein kann. Denn nicht jeder Mann, der ein gewisses Alter erreicht hat, wird gleich zum Opfer körperlichen Verfalls, im Gegenteil: die Welt ist voller Beispiele von Kerlen, deren physische Attraktivität erst mit den Jahren steigt.
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Warum also soll man sich als Junge oder junger Erwachsener mit unerfahrenen Gleichaltrigen herumschlagen, die womöglich genauso schmalbrüstig und knabenhaft sind wie man selbst? Gehört zum Schwulsein nicht auch das Bedürfnis dazu, Spaß mit Männern zu haben? Und ich meine hier echte Männer, solche mit Muskeln, Bart und einem ordentlichen Schwanz in der Hose. Männer, die das dreißigste Lebensjahr schon hinter sich gelassen haben und wissen, wie und wozu man seine Hände gebraucht.


Natürlich ist das pauschal und natürlich verallgemeinere ich, und vielleicht gehe ich auch zu sehr von mir und meinen eigenen Erfahrungen aus, aber um differenzierte Betrachtungen anzustellen ist hier weder Platz noch der richtige Ort.
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Daddys also, und zwar solche einer bestimmten Kategorie. Es gibt sie durchaus im realen Leben; das prototypische Idealbild aber muss man in der Kunst suchen. Zum Beispiel beim amerikanischen Zeichner und Geschichtenerzähler Julius.
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Seine Kerle verkörpern auf die immer gleiche Weise das Klischeebild des ewig potenten und kraftvollen Liebhabers. Es sind Männer mittleren Alters, körperlich in jeder Hinsicht prachtvoll ausgestattet, voll im Saft stehend und mit einem Aussehen, das robuste Männlichkeit mit kantiger und machohafter Attitüde verbindet, und das alles gerne unrasiert. Im attraktiven Kopf haben diese Testosteronwunder ausschließlich Sex mit Halbwüchsigen. Und das darf dann auch schon mal der eigene Sohn sein oder der des Nachbarn.
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Das alles ist auf Dauer wenig originell, aber eben genau das, was die Fans von Julius erwarten und wollen. Er bedient auf unnachahmliche Weise die Fantasien unzähliger Freunde der generationsübergreifenden Fleischeslust, und wer einmal eine seiner gezeichneten Geschichten studiert hat, wird sich nur schwer der deftig-prallen Erotik entziehen können, die einem auf jeder Seite entgegenspringt.
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Mit pädophilem Schmutz hat das Ganze allerdings wenig zu tun. Die jungen Burschen, die es permanent von den triebhaften Muskeltypen besorgt bekommen, sind allesamt geschlechtsreif und darüber hinaus nicht weniger versaut und sexuell aufgeladen als ihre älteren Partner. Die Erzählungen, zu deren Bildern Julius das Geschehen auch sprachlich illustriert, werden grundsätzlich aus der Sicht der Jungen geschildert, und denen ist völlig klar, was sie wollen: einen fetten Männerschwanz in Mund oder Arsch und am besten jeden Tag einen anderen. Und so verzehren sie sich mit soviel Hingabe und Sehnsucht nach Vätern, Onkeln, Lehrern, Polizisten, Offizieren (um nur einige zu nennen) und geben sich ihnen mit soviel Lust hin, dass es eine wahre Freude ist. Nicht selten sogar sind sie es selbst, die den durchtriebenen Verführer spielen, um ihren angebeteten Daddy endlich ins Bett zu kriegen. Unnötig zu erwähnen, dass dieser nicht lange standhaft bleibt, so heterosexuell er auch sein oder sich geben mag.
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Es ist eine nur aus Sex und triebhafter Leidenschaft bestehende Idealwelt, die hier geschildert wird und in der jeder das bekommt, was er will und sich erträumt. Und weil wir als Leser die Handlung auch ausschließlich vom Standpunkt der Pubertierenden aus erleben, so stehen im Zentrum immer die Kerle in all ihrer maskulinen Herrlichkeit. Sie sind sowohl Dreh- und Angelpunkt der Handlung als auch angebetetes Objekt der Begierde; auf sie fokussiert sich jegliche Perspektive der Erzähler und damit auch die des Zeichners.
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Du wunderbare Welt der Fiktion! Was das Leben nicht bereithält, lieferst du uns trotzdem. Wenn diese Art der kreativen Auslebung auch nicht jedem mundet, so hat Julius doch schon jetzt Legenden der schwulen Erotik geschaffen, die ihm einen Platz im Olymp der Pornographie sichern werden. Und warum ich ihn und sein Werk hier so ausführlich behandle, hat natürlich seinen Grund: wir beide thematisieren die Erotik zwischen den Generationen, ohne aber dabei die Jungs als Opfer darzustellen, die ausgenutzt, missbraucht oder gedemütigt werden. Sie sind im Gegenteil gleichberechtigte Partner im sexuellen Reigen, die ihre erwachende Libido am liebsten mit echten Mackern (um dieses gar nicht so schöne, aber sehr treffende Wort zu gebrauchen) ausleben und alles daran setzen, um dies auch zu erreichen. Und ich für meinen Teil kann dabei stark aus meiner Biographie schöpfen. Es ist nun mal so: mit Gleichaltrigen konnte und wollte ich als junger Mensch nie, geschweige denn mit noch jüngeren. Es gibt viele da draußen, die genauso denken und fühlen.
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Wer mehr von Julius Arbeiten sehen will, wird hier fündig. Ich wünsche schon mal viel Vergnügen.
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